Bedarfe entstehen aus „Herausforderungen“
Treffgenauigkeit und Präzision
Die Präzision eines Schusses hängt von vielen Faktoren ab. Neben den Umgebungsbedingungen (Außenballistik) und der Fähigkeit des Schützen, ist es vor allem das Zusammenspiel von Laborierung und Lauf (Innenballistik), die die ballistischen Eigenschaften des Geschosses beim Verlassen der Mündung beeinflussen.
Der gezogene Lauf im Neuzustand liefert die Grundlage für Präzision. Je nach Fertigungsverfahren und Material variiert der Aufwand für Qualität und Maßhaltigkeit.
Aber erst im Zusammenspiel mit der Laborierung ergibt sich, ob das Präzisions-Potenzial eines Laufs genutzt werden kann. Die geometrische Lage des Geschosses bei Schußauslösung und die Symmetrie der Druckentwicklung in Relation zur Laufgeometrie bestimmen die Eigenschaften des Geschosses beim Verlassen der Laufmündung.
Im Laufe der Zeit verändert sich aber die Geometrie des Laufes, da er während der Nutzung einer hohen Beanspruchung unterliegt: Heiße Gase bei gleichzeitig hohem Druck treiben das Geschoß durch den Lauf und versetzen es mit Hilfe der spiralförmigen Anordnung der Züge und Felder gleichzeitig in Rotation. Die Felder nutzen sich ab (Erosion), während sich auf Zügen und Feldern Rückstände der Verbrennung und des Geschoßmantels bilden (Ablagerungen). Beim nachfolgenden Schüssen werden die Ablagerungen wiederholt in die Laufoberfläche gepresst.
Durch regelmäßige chemisch/mechanische Laufreinigung können Ablagerungen auf ein Minimum reduziert werden. Erfolgt die Reinigung nicht, korrodieren die Ablagerungen im Laufe der Zeit.
Hinzu kommen lokale Sonderereignisse, wie z.B. Materialfehler und Aufweitungen. Letztere entstehen u.a. durch Hindernisse im Lauf, die während eines Geschoßdurchlaufs zu Druckspitzen führen. Dies reicht von äußerlich unsichtbaren Aufweitungen (inkl. Verfärbung) im Inneren bis hin zu äußerlich sichtbaren Ausbeulungen und Laufsprengungen (sog. Blowouts).
Der Zustand des Laufs – Verschmutzung, Erosion, Ablagerungen, Korrosion und Sonderereignisse – beeinflusst die Präzision des Schusses und kann bis zu einem sicherheitskritischen Versagen der Waffe führen.
Für eine zerstörungsfreie Inspektion eines Laufes stehen heute sowohl analog-optische als auch digital-optische Endoskope zur Verfügung. Ihre Anwendung ist jedoch manuell. Aufgrund des Dralls ist die gezielte Inspektion eines Zug-/Feldprofils von der Mündung bis zum Übergangskegel nicht möglich. Aus dieser Herausforderung entstand die Idee für das IBoWV.