Thermische Belastung, Erosion und Ablagerungen

In den drei Laufvideos rechts sind die inneren Oberflächen des Laufes zu folgender Waffe zu sehen:

  • Waffe: Savage 12 F-Class
  • Kaliber: 6,5-284 Norma
  • Lauflänge = 30 Zoll
  • Anzahl Zug/Feld = 6
  • Dralllänge = 8 Zoll
  • Herstellungsjahr: 2019
  • Schußbelastung: ca. 1.530 Schuß

   

Beim LA-L (oberes Laufvideo rechts) erkennt man bereits kurz hinter der Mündung die Ablagerungen des Geschoßmantels auf den Feldern. Nach ca. 200mm gehen die kupferfarbenen Ablagerungen zurück und verschwinden fast vollständig. Nach ca. 440mm zeigen sich die Ablagerungen wieder und intensivieren sich bis in den Bereich des Übergangskegels. Ab ca. 560mm erkennt man „weiße fadenförmige Linien“ in der Oberfläche, die sich bis zum Übergangskegel intensivieren.

Beim LR-L (mittleres Laufvideo rechts) wird erkennbar, dass sich ab ca. 400mm zunächst die Felder und anschließend auch die Züge dunkelblau bis dunkelgrau verfärben. Dies ist ein deutlicher Hinweis auf eine hohe thermische Belastung ab dieser Stelle bis zum Übergangskegel. Die „weißen fadenförmigen Linien“ aus der axialen Ansicht scheinen Risse in der Laufoberfläche zu sein, die vermutlich neben der thermischer Belastung auch auf hohen Druck zurückzuführen sind. Bemerkenswert ist außerdem, dass sich auch im Bereich des Patronenlagers Risse zeigen.

Beim 360R-L (unteres Laufvideo rechts) sind 5 X-Positionen in einem 360°-Blick betrachtet:

  • X=2mm (Mündung): ohne Auffälligkeiten
  • X=108mm: erste Ablagerungen des Geschoßmantels auf den Feldern
  • X=608mm: Felder vollständig mit kupferfarbenen Ablagerungen bedeckt, Züge dunkelgrau verfärbt
  • X=693mm (Übergangskegel): Züge und Felder dunkelgrau verfärbt, Oberfläche rissig
  • X=773mm (Verriegelung): ohne Auffälligkeiten

   

Die Besonderheit bei dieser Waffe ist die offensichtlich hohe thermische Belastung, die damit verbundene Erosion der Oberfläche sowie die Ablagerungen des Geschossmantels auf den Feldern – obwohl die Schußbelastung noch relativ gering ist.

Die Waffe hatte bisher zwei Besitzer, Schußbelastung und Laborierungen sind gut dokumentiert. Die Laborierungen wurden stets auf Pmax -25% ausgelegt, das liegt bei diesem Kaliber bei ca. 3.100 bar. Allerdings handelt es sich bei diesem Kaliber um eine auf 6,5mm eingezogene .284 Win (Kaliber 7mm). Der Hülsenkörper entspricht aber im Grundkörper einer .308 Win (Kaliber 7,62mm). Für das Öffnungsverhältnis, welches sich aus dem Verhältnis von Hülsenvolumen zu Geschoßquerschnitt errechnet, ergeben sich im Vergleich folgende Werte:

  •      .308 Win:      7,5cm
  •      .284 Win:     10,7cm
  • 6,5-284 Norma: 12,1cm

   

Je höher das Öffnungsverhältnis, desto höher der Verschleiß. Gleichzeitig wurden mit den Laborierungen ein Pulver mit hoher Energie (RS60, 3.990 KJ/Kg) verwendet, um hohe V0 zu erreichen.

Eine Messung des rotationslosen Freiflugs bei einer Schußbelastung von ca. 1.100 Schuß ergab einen wesentlich zu hohen Abstand zu den Feldern mit dem bis dahin verwendeten 130gr Geschoß. Ein Heraussetzen des Geschosses zeigte sich allerdings als nicht mehr möglich, da das Geschoß dann nicht mehr in der Hülse gehalten werden konnte. Mit einem Wechsel auf ein 147gr-Geschoß konnte der rotationslose Freiflug wieder auf 0,5mm eingestellt werden.

Dies lässt darauf schließen, dass die Waffe im Bereich des Übergangskegels bereits deutlich erodiert ist.

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